Integrierte Produktion / Verringerung des Pflanzenschutzmitteleinsatzes und
der Routinespritzungen / Einsparung von Verfahrenskosten durch Reduzierung
des Überwachungsaufwandes / Neue Qualität der Pflanzenschutzberatung /
mehrere Pflanzenschutz- und Spritzmittelmodule / Aktuelle
Pflanzenschutzinformation durch Mailbox-System / Automatische
Klimadatenerfassung / Aufbau und Computervernetzung von automatischen
Wetterstationen für den Pflanzenschutzbereich Die Firma TOSS
Potsdam entwickelte und realisiert seit nunmehr 8 Jahren ein neues
innovatives Pflanzensschutzberatungssystem auf der Basis einer flächendeckenden
Klimadatenerfassung und Schaderregerprognose , auf der Grundlage
wissenschaftlicher Modelle der Schaderregerentwicklung und eines
elektronischen Beratungssystems durch die Realisierung einer
Pflanzenschutzmailbox zwischen den staatlichen Einrichtungen und den
landwirtschaftlichen Produzenten.
In diesem
Zusammenhang wurden unsere Wetterstationen mit entsprechenden
Spezialsensoren wie z.B. Blattnässe, Blattnässedauer, Bodentemperatur in
verschiedenen Tiefen, für die Pflanzenschutzmodelle komplettiert und sind
auf Grund ihres integrierten Modems oder Funkmodems für die automatische
Datenfernübertragung (DFÜ) über das öffentliche Telefonnetz tauglich.
Durch eine
umfangreiche Software unter MS Windows können beliebige, bisher bekannte,
aber auch neue Schaderregermodelle im PC hochgerechnet und graphisch
analysiert werden, im Gegensatz zu einzelnen Pflanzenschutzwarnanlagen mit
ihrem punktuellen Einsatz und ihren festen, beschränkten
Softwaremodellen. Unser System ist in dieser Form bisher ohne Konkurrenz.
Eine
vereinheitlichte PC-Datenbasis bietet die Möglichkeit, Modelle mit ihren
verschiedenen Parametrisierungen zu testen, d.h. an Hand der konkreten
Praxisbedingungen noch während der laufenden Vegetationsperiode zu überprüfen
und an die Standortspezifik anzupassen. Dies beinhaltet auch Prognosen und
auswertende Überprüfungen auf Basis historischer Datensätze.
Durch die
Netzstruktur der Klimadatenerfassung verfügen sowohl die Produzenten als
auch die Pflanzenschutzberater zeitlich gleich über die selbe Datenbasis,
eine kundenspezifische völlig neue Qualität der Beratung wird so möglich.
Durch Anwendung dieser modellgestützten Entscheidungs-hilfen im
Apfelanbau werden Termine phänologischer Ereignisse genau präzisiert und
der direkte Überwachungsaufwand in den Apfelanlagen somit deutlich
reduziert.
Nach
bisherigen Einschätzungen der Pflanzenschutzberater und Nutzer liegt die
Reduzierung des Überwachungsaufwandes in Abhängigkeit vom Schaderreger
und phänologischen Ereignis bei 30 bis max. 60%. Neben der Reduzierung
des Zeitaufwandes ist auch eine bessere und vor allem genauere
Terminisierung des Pflanzenschutzmitteleinsatzes und damit die Einsparung
von Routinebehandlungen im Sinne einer integrierten Produktion möglich.
Es
wurden z.B. über 50 Wetterstationen und Pflanzenschutzwarngeräte im Land
Brandenburg, Thüringen, Sachsen-Anhalt und im Freistaat Sachsen vernetzt
und 85 länderweit verteilte Softwareknotenpunkte bei Produzenten und bei
Beratern auf ihrer betrieblichen Standard-PC-Technik verwirklicht. Diese
Bundesländern, voran der Freistaat Sachsen, nutzten konsequent das EU-Förderprogramm
zur "Umweltgerechten Landwirtschaft".
Ein
länderübergreifender Informationsaustausch, besonders zwischen den
koordinierenden Pflanzenschutzzentralen hat sich als sehr vorteilhaft
erwiesen. Die wöchentlich mehrfach erstellten Pflanzenschutzempfehlungen
dieser Einrichtungen, die mittlerweile 85 Nutzer über das Mailboxsystem
abrufen, ermöglicht den Vergleich des Auftretens der verschiedenen
Schaderreger und ihrer phänologischen Ereignisse über ein größeres
geographisches Gebiet hinweg.
Das
erste Auftreten der einzelnen Schaderreger in den meist wärmeren Gebieten
Sachsens ermöglicht die Frühwarnung aller im Verbund befindlicher Nutzer
und darüber hinaus eine Präzisierung der lokalen Prognosedaten an den
anderen Standorten bzw. Betrieben.
Das
durch TOSS entwickelte Pflanzenschutzmodul als Bestandteil der Software
UK_TOSS verfügt über 3 frei parametrierbare Apfelschorfmodelle und 15
weitere, tierische Schaderreger deren verschiedene Entwicklungsphasen auf
Temperatursummen basieren. Die wissenschaftlichen Grundlagen wurden durch
Gottwald (Landwirtschaftliche Versuchsanstalt Güterfelde, Land
Brandenburg) in langjährigen Untersuchungen an 7 Standorten in 5
verschiedenen Bundesländer erarbeitet.
Am
Beispiel des Apfelschorfes sind mindestens 2 Behandlungen einzusparen, was
bei 2200 ha der am Projekt beteiligten Erzeuger und ca. 60,00 DM/ha
(Pflanzenschutzmittel- und Verfahrenskosten) eine Einsparung von
264.000,00 DM erbringt, den nicht zu quantifizierenden Nutzen für die
Umwelt noch nicht eingerechnet.
Völlig
neuartig ist die konkrete graphische und textliche Darstellung der phänologischen
Ereignisse und deren Prognostizierung hinsichtlich Flug-, Eiablage- und
Larvenschlupfbeginn sowie die Aufwanderungs-, Larvenschlupf- und Flughöhepunkte
bei den Schaderregern auf Temperatursummenbasis. Der Einsatz des richtigen
Pflanzenschutzmittels zum optimalen Zeitpunkt mit einem dementsprechend
hohen Nutzen wird möglich. Die Korrelationen zu den einzelnen
Summenwerten sind darüber hinaus frei editierbar und können mit den
standortspezifischen Besonderheiten und Erfahrungswerten in Übereinstimmung
gebracht werden, was für andere geographische Breiten von Vorteil ist.
Weitere Schaderreger und deren phänologische Ereignisse sind durch den
Nutzer in das Pflanzenschutzmodul eigenständig integrierbar. Desweiteren
besteht die Möglichkeit, daß die beratende Einrichtung ihre
Bewertungsergebnisse und Kurzhinweise über das Netz, in die
Wetterstationen vor Ort zum Produzenten übertragen.
Das
System umfaßt folgende Softwaremodule:
Pflanzenschutzmodul
I: 3 Apfelschorf + 15 Temperatursummenmodelle für tierische Erreger
Mills-Ascosporen,
Mills-Konidien, Schwabe
Apfelblattminiermotte,
Apfelblütenstecher, Apfelgraslaus, Apfelschalenwickler, Apfelsägewespe,
Apfelwickler, Frostspanner, Frühlingsraupen, Gehölzwickler, Grüne
Apfelblattlaus, Grüner Knospenwickler, Heckenwickler, Obstbaumspinnmilbe,
Pfennigminiermotte, Roter Knospenwickler)
Pflanzenschutzmodul
II: Feuerbrandmodell basierend auf den neuesten
Forschungsergebnissen zur Feuerbrandprognose nach Berger (1997)
Pflanzenschutzmodul
III: Rebenperonospora (neu ab 1999)
Frostwarnmodul:
hilft Frostschäden an Blütenknospen zu vermeiden, indem
das Erreichen der empfohlenen Einschalttemperatur für die
Frostschutzberegnung auf dem PC oder per Telefon
signalisiert wird. Grundlage ist die Feuchttemperatur oder
deren Errechnung aus Temp. und rel. Feuchte
Pflanzenschutzmittelmodul:
Interaktiver Pflanzenschutzmittelkatalog, der die
Terminierung des Spritzmitteleinsatzes ermöglicht.
Verfolgt kurative und protektive Wirkungsdauer der
verschiedenen Pflanzenschutzmittel in Abhängigkeit der
klimatischen Faktoren und des Blattzuwachses, parallel zu
den laufenden Schaderregerprognosekurven.
Wasserbilanz:
3 verschiedene Verdunstungsmodelle, Einbeziehung diverser
Böden, und Pflanzenbewuchsfaktoren für verschiedene
Kulturen besonders für Garten-, Bewässerungssteuerung
und Feldbau.
Die
konsequente Umsetzung weiterer Prognosemodelle vor allem für den Feld-
und Gartenbau sowie die Entwicklung/Fertigstellung eines rechnergestützten
Kontroll- Auswertungs- und Abrechnungssystems für alle Belange der
Integrierten Produktion(IP) und dessen Nachweis [automatische Erstellung
des IP-Heftes,
Erfassung der Kenngrößen für betriebswirtschaftliche Belange(Bewässerung,
Düngung, Technik usw.),
schlagspezifische Erfassung u. Auswertung] werden für 2001
vorbereitet.
Literatur:
Thinius,
Dr. Bernd und Schlegel, Karsten
Schädlinge
fangen sich im Datennetz, TASPO-Gartenbaumagazin, Mai 1997,
Seite 43
Petzold,
Dr. Erwin, Rechnergestützte Schaderregerüberwachung,
Rheinische Monatsschrift 3/1997, Seite 180
Römmler,
Dieter, Der Praktiker spart Zeit und Geld und Bestehende
Warndienste mit neuem Prognosesystem vernetzt, Deutsche Gärtnerpost
vom 04.04.1997
Hähnel,
Gottfried und Barthel, Bernd
Gezielte
Bekämpfung des Falschen Mehltaus (Pseudoperonospora humuli)
an Hopfen auf der Grundlage eines Prognosemodells in
Verbindung mit dem Aufbau der Vernetzung von Wetterstationen
in den Hopfenanbaubetrieben des Freistaates Sachsen,
Hopfen-Rundschau Nr. 3 vom 01.03.1998
Bartel,
Bernd, Ergebnisse des Projektes Warnsystem zur Terminermittlung
der Peronosporabekämpfung des Hopfens im Freistaat Sachsen
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